
Die Ernte des Jahrzehnts: Was die Champagne 2025 so besonders macht
Die Ernte des Jahrzehnts: Was die Champagne 2025 so besonders macht
Die Ernte 2025 wird schon jetzt als eine der besten seit Jahrzehnten gefeiert. Doch hinter den Schlagzeilen von „niedrigen Erträgen und hoher Qualität“ verbirgt sich eine noch spannendere Geschichte von Innovation und einem seltenen „Grand Slam“ der Natur.
Für viele ist die Ernte im September der Höhepunkt des Jahres. Und 2025 liefert den Produzenten in der Champagne einen Anlass zu seltener Euphorie.
Was macht diesen Jahrgang, der in einigen Jahren in unseren Gläsern landen wird, schon jetzt so legendär?
1. Qualität, die alle Erwartungen übertrifft
Nach den ersten Pressungen herrscht Einigkeit: Die Trauben des Jahrgangs 2025 sind von außergewöhnlicher Güte. Hohe Zuckerwerte treffen auf eine perfekt ausbalancierte Säure – die ideale Grundlage für große, lagerfähige Champagner.
Während einige Berichte zunächst von tendenziell niedrigeren Erträgen sprachen, was oft zu einer Konzentration der Aromen und damit zu einer höheren Qualität führt, zeigen sich einige der innovativsten Häuser sogar von der Menge überrascht.
2. Der Drappier "Grand Slam": Qualität UND Quantität
„Dieser Jahrgang beschert uns eine Art Grand Slam, bei dem alle Rebsorten sowohl in Quantität als auch in Qualität überzeugen; ein seltenes Ereignis, das es wert ist, erwähnt zu werden.“
– Hugo Drappier
Diese Aussage ist bemerkenswert, da sie das seltene Zusammentreffen von herausragender Qualität und einem zufriedenstellenden Volumen bestätigt. Die Trauben – ob Pinot Noir, Chardonnay oder Meunier – präsentierten sich gesund, reif und in perfektem Zustand für die Weinbereitung.
3. Die Zukunft der Champagne beginnt jetzt: Acht Rebsorten
Der Jahrgang 2025 ist nicht nur ein Triumph der Natur, sondern auch ein Meilenstein für die Innovation, insbesondere bei Drappier.
Das Haus feiert in diesem Jahr seine erste Ernte mit acht Rebsorten! Zusätzlich zu den drei klassischen Sorten und den vier „vergessenen“ Sorten (Blanc Vrai, Arbanne, Petit Meslier und Fromenteau), die das Haus in den 90er-Jahren wieder einführte, hat Hugo Drappier die neue pilzresistente Sorte Voltis in seinen Gärten gepflanzt.
- Ökologie: Als vollständig biologisch zertifiziertes Haus möchte Drappier beobachten, wie sich die krankheitsresistente Sorte Voltis auf dem typischen Kimmeridgium-Kalksteinboden verhält, um chemische Behandlungen vollständig zu vermeiden.
- Önologie: Das Experiment dient der Suche nach dem idealen Profil (Säure, Zucker, Aromatik) für ihre charakteristischen Champagner, die oft mit wenig oder ganz ohne Dosage auskommen.
4. Champagne Drappier: Einschätzung und Pläne des Hauses
Für das Haus Drappier war dieser Jahrgang in jeder Hinsicht ein Glücksfall: Qualität und Menge stimmten gleichermaßen – eine Konstellation, die äußerst selten vorkommt. Michel Drappier zeigte sich über die Stärke der Pinot-Noir-Erträge sogar regelrecht überrascht, insbesondere nach den Verlusten des Vorjahres.
Erstmals wurden alle acht im Anbaugebiet Champagne zugelassenen Rebsorten in einem einzigen Herbst geerntet – Drappier ist damit das erste Haus, das diese komplette Palette kultiviert. Die Anpflanzung der neuen, pilzwiderstandsfähigen Rebsorte Voltis gehört zu den langfristigen Zukunftsplänen des Hauses. Allerdings bleibt Voltis vorerst ein reines Experiment: Die Rebe darf in den kommenden zehn Jahren nur auf weniger als 5 % der Rebfläche wachsen und höchstens 10 % einer Cuvée ausmachen. Vor 2028 wird daher kein Wein aus Voltis gekeltert, und frühestens ab 2030 kann ein kleiner Anteil davon in eine Champagner-Cuvée einfließen.
In der Zwischenzeit verlässt sich Drappier weiterhin auf die sieben traditionellen und teils wiederentdeckten Rebsorten – ein vielfältiges Set, das in der Champagne schon für sich eine Seltenheit darstellt. Mit dieser Pionierarbeit verfolgt das Haus ein doppeltes Ziel: die Widerstandskraft im Weinberg zu erhöhen und zugleich das Spektrum seiner Champagner zu erweitern – ganz im Sinne der eigenen Philosophie des minimalen Eingreifens (biologischer Anbau, niedrige Dosage).
Fazit
Die Champagner-Ernte 2025 verspricht große Weine und spannende Entwicklungen. Sie bestätigt nicht nur die legendäre Qualität, sondern zeigt auch, dass die Region entschlossen ist, sich mit neuen, widerstandsfähigen Sorten für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten.
Hintergrund: Klimaverlauf, Ertragslage und Expertenmeinungen zur Ernte 2025
Die Vegetationsperiode 2025 verlief in der Champagne ausgesprochen günstig – ein deutlicher Kontrast zum schwierigen Vorjahr. Nach einem turbulenten 2024 mit Spätfrösten und Wetterextremen begann 2025 unter beruhigten klimatischen Bedingungen. Erstmals seit fünf Jahren richteten Frühjahrsfröste keinerlei Schaden an den Reben.
Ausgiebige Niederschläge im Winter füllten die Wasservorräte im Boden, sodass die Reben gut gewappnet in einen warmen, trockenen Frühling und Sommer starteten. Diese perfekte Abwechslung von Regen und Sonnenschein schuf ideale Reifebedingungen – „eine année facile und sogar ein Formel-1-Jahr“, wie Jean-Baptiste Lécaillon (Louis Roederer) den Jahrgang nannte.
Der Lesebeginn am 20. August – so früh wie nie – markierte den Auftakt einer kompakten, intensiven Ernteperiode. Trotz punktueller Regenschauer blieb das Traubenmaterial gesund und zeigte ideale Zucker-Säure-Verhältnisse.
Die Ertragsmenge blieb begrenzt: Das Comité Champagne setzte 9 000 kg/ha als Obergrenze, um Qualität und Marktbalance zu sichern. Dennoch erreichten viele Weinberge diese Menge, besonders in der Côte des Bar und Teilen der Montagne de Reims.
Besonders bemerkenswert: Pinot Noir zeigte eine erstaunliche Erholung gegenüber 2024, während Chardonnay kleinere Beeren, aber intensivere Aromen hervorbrachte. Winzer wie Éric Rodez sprechen von einem „selten wirklich großen Jahrgang“. Die meisten Experten erwarten, dass 2025 in einem Atemzug mit legendären Jahrgängen wie 2008 und 2012 genannt werden wird.